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Poetry Slam als Künstlerische Intervention an Volkshochschulen

© Stephanie Hofschlaeger, Pixelio

Nicht nur die Wirtschaft braucht Perspektivwechsel. Auch öffentliche Einrichtungen aus Politik, Verwaltung und Bildung profitieren, wenn Künstler sie mit geschärftem Blick unter die Lupe nehmen, Selbstbilder und Routinen in Frage stellen und Impulse für Veränderungen geben. Ich habe den Poetry Slammer Björn Högsdal über seine Künstlerische Intervention an den Volkshochschulen in Schleswig-Holstein befragt sowie deren Verbandsdirektorin Monika Peters.

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Mit dem im Herbst 2009 gestarteten Strategieprogramm „VHS 2020“ stellt sich der Landesverband der Volkshochschulen in Schleswig-Holstein aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen: Demografiewandel, öffentliche Sparprogramme, Wettbewerb. In diesem Rahmen möchte sich das Leitungsteam bewusster über sein Selbstbild werden. Die Initiative Unternehmen! KulturWirtschaft am Nordkolleg Rendsburg empfahl eine künstlerische Intervention mit dem Poetry Slammer Björn Högsdal.

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Der kreative Umgang mit Sprache und Literatur soll den gegenseitigen Austausch befruchten, die Kommunikation beflügeln und Begeisterung wecken, frei nach dem römischen Philosophen Augustinus: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“

Während einer Forschungswoche entwickelte der Künstler mit den VHS-Leitern und Mitgliedern des Landesverbandes drei konkrete Fragestellungen für den folgenden eintägigen Workshop:
1) Welches Image haben die Volkshochschulen nach innen und außen?
2) Wie lässt sich das Wir-Gefühl stärken?
3) Wie lässt sich das Wissen über die eigene Institution optimieren?

Högsdal ist überrascht, wie vielfältig die Angebote der Volkshochschulen sind. Er schreibt eine kleine Hommage auf das große Engagement der Mitarbeiter:
„Ein Mosaik aus Diamanten. Jeder funkelt schon für sich. Und das Bild vom großen Ganzen strahlt als noch helleres Licht.“

Den Workshop beginnt Högsdal mit einer assoziativen Schreibübung zum Thema Winter. Er will die Selbstwahrnehmung der Teilnehmer schärfen. Wie beim Gesellschaftsspiel Tabu dürfen bestimmte Begriffe nicht benutzt werden. Die Köpfe rauchen. Ziel ist, um die Ecke zu denken. Eine erste Lockerung, bevor die Buchstaben der Abkürzung VHS kreativ ausgeschmückt werden sollen. Verbandsdirektorin Monika Peters empfindet die Übungen als sehr bereichernd: „Sowohl das eigene Schreiben als auch das Zuhören der vorgetragenen Texte der anderen ermöglicht, die Perspektiven des Arbeitsalltages zu erweitern und eine andere Darstellung der Volkshochschule zu erleben als man sie normalerweise in einer Presseerklärung oder in einer Rede erleben würde.“

© MassivKreativ / VHS

Die Ideen der Teilnehmer sind verblüffend, humorvoll und selbstbewusst. Hans Brüller,
Referent im Landesverband, und Helga Jones, Leiterin der Förde vhs Kiel, präsentieren die Volkshochschule in ihren Texten mit Kopf und Herz:

VHS heißt:
Vielfalt
Viele halbe Sachen
Viele hundertprozentige Sachen

VHS heißt:
Hoch – und weit
Halt finden
Hurra!

VHS heißt:
Suchen und Finden
Selber tun und lernen
Sicherheit und Zukunft

VHS ist:
bunt und vielfältig
Spaß und Anstrengung
Fast- und Gourmet-Food
Himmel und Hölle
Fahrrad und Space-Mobil
Gemeinsamkeit und Individualität

Wir sind:
der größte Bildungsanbieter in Schleswig-Holstein.
Wir sind immer da, wenn man uns braucht.
Wir sind da, wo Sie auch sind.
Wir sind verlässlich, flexibel und kompetent.
Wir sind bewegt und bewegen.
Wir sind Tropfen, Fluss und Meer.

Für Björn Högsdal schwärmt: „Nicht nur die Workshop-Teilnehmer erhalten kreativen Input. Auch ich als Künstler werde inspiriert und assimiliere andere Anregungen gerne in mein eigenes Denken und mein kreatives Tun. Mit Kunst wirklich etwas bewegen zu können, in Köpfen, in der Wahrnehmung, finde ich sehr schön.“

Julia Francke, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit beim Landesverband der Volkshochschulen SH, wurde durch den Workshop regelrecht entflammt: „Ich finde das total toll! Ich habe Literaturwissenschaften studiert und hätte nie gedacht, dass ich das im Beruf noch mal so lebendig wiederfinden würde.“

Zur Zeit wird von den Akteuren diskutiert, ob und wie in Zukunft Schreibworkshops und Literatur häufiger zur Außendarstellung der Volkshochschulen genutzt werden können.

Inspirationstipps:

Björn Högsdal, Poetry Slammer
• Initiative »Unternehmen! KulturWirtschaft« am Nordkolleg Rendsburg
Schleswig-Holstein. Die Kulturzeitschrift für den Norden. Ausgabe 2-2015: Künstlerische Interventionen.
Prof. Dr. Ariane Berthoin Antal vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
Landesverband der Volkshochschulen in Schleswig-Holstein e.V.

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