Diversity: Warum mehr Vielfalt gut fürs Geschäft ist
© Gaby Stein, Pixelio
Möchten Sie für Ihre Firma Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen? Wie machen Sie auf sich aufmerksam? Oder ist Ihr Unternehmen schon heute multikulturell und generationenübergreifend zusammengesetzt? Wie zeigen Sie dies nach außen und sorgen dafür, dass es so bleibt? Ich berichte Ihnen anhand von Beispielen, warum Vielfalt im Personalmanagement eine Bereicherung für jede Firma ist und zudem auch gut fürs Geschäft.
Ich habe kürzlich ein Symposium des Goethe-Instituts über „Fachkräftegewinnung aus dem Ausland“ besucht. Die als Redner geladenen Neubürger beklagten einhellig: Deutsche Unternehmen würden Mitarbeiter anderer Nationalitäten zu oft als Problem denn als Chance wahrnehmen. Vorrangig würden ihre Defizite thematisiert, wie z. B. fehlende Sprachkenntnisse. Dabei zeigt die Praxis, dass gerade Fachkräfte solche vorübergehenden „Mängel“ innerhalb kürzester Zeit ausgleichen.
Perspektivwechsel als Bereicherung nutzen
Das Spezialwissen von Mitarbeitern anderer Nationalitäten eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, z. B. im Hinblick auf die Markterweiterung. Der Personalchef eines deutschen Herstellers von Küchenbesteck berichtet über ein gelungenes Beispiel aus seinem Unternehmen. So bat er einen Praktikanten aus China, sich das Sortiment seiner Firma einmal mit „asiatischem Blick“ anzusehen. Begeistert über so viel entgegengebrachtes Vertrauen verglich der Praktikant hochmotiviert die deutsche Produktpalette mit gängigen Küchenutensilien in China. Der Vergleich führte zu einer wichtigen Erkenntnis: Die chinesische Küche hat weit mehr Spezialgeräte zu bieten als die deutsche. Was schließlich den Anstoß gab, das Sortiment zu erweitern bzw. das Design entsprechend anzupassen und so den Markt mit speziellem Koch- und Essbesteck auf China zu erweitern.
Integration nach Feierabend
Diskutiert wurde auch die Frage, warum es Neubürgern schwer fällt, hierzulande heimisch zu werden. Die Gastredner berichteten, dass die Probleme erst nach Feierabend beginnen: kein Austausch mit Deutschen, fehlende Integration. Dabei seien gerade Kontakte in der Freizeit wichtig, um Anschluss zu finden und die Sprache zu erlernen.
Handlungstipps „Diversity“ für Unternehmen
Was können Sie als Unternehmer tun? Wie können Sie in Ihrer Firma für engere Beziehungen zwischen deutschen und ausländischen Mitarbeitern sorgen? Starten Sie eine Umfrage in Ihrem Unternehmen: Lassen Sie Ihre Mitarbeiter auf Kärtchen schreiben, wo sie zuletzt Urlaub gemacht hat. Vielleicht hat jemand im Heimatland des neuen Kollegen seine Ferien verbracht. Bilden Sie aus beiden Mitarbeitern ein Tandem bzw. Kompetenzteam, das eine kleine gemeinsame Geschichte, ein Erlebnis oder eine Anekdote aus dem Land präsentiert – bei einer Betriebsfeier oder einem bunten Abend. Laden Sie auch Ehepartner oder Kinder ein, mitgereisten Familienmitgliedern fällt der Anschluss besonders am Anfang schwer.
Kultur und Herkunft
Falls Sie in einer größeren Stadt leben, bietet sich ein Ausflug ins Völkerkundemuseum an. Ihr neuer Mitarbeiter kann anhand von Museumsobjekten über seine Heimat erzählen. Vielleicht zeigt er auch Fotos seiner Familie oder seines Landes. Bringen Sie neuen Kollegen aus anderen Kulturen aufrichtiges Interesse entgegen, damit sie sich in der neuen Umgebung wohl fühlen. Stellen Sie sich vor, wie es Ihnen in einem anderen Land gehen würde. Keiner trennt sich mit leichtem Herzen von seiner Heimat. Empfangen wir jede/n mit offenen Armen und sorgen wir dafür, dass er/sie sich willkommen fühlt.
Verständigung ohne Worte
Finden Sie neutrale Themen, bei denen die Sprache keine vorrangige Rolle spielt. Regen Sie gemeinsame Sportaktivitäten an, bei denen Teamgeist und gemeinsames Erleben im Vordergrund stehen. Wenn Sie eine Betriebsküche haben, lässt sich vielleicht ein gemeinsames Kochen arrangieren. Planen Sie einen bunten Abend im Unternehmen, bei dem jeder seine Lieblingsmusik vorstellt. Über ein gemeinsames Thema finden sich rasch Anknüpfungspunkte.
© Rainer Sturm, Pixelio
Generationen verbinden
Verbindende Aktionen bieten sich übrigens auch mit Kollegen unterschiedlicher Altergruppen an. Diversity in den Firmenalltag zu integrieren, heißt nicht nur, verschiedene Kulturen willkommen zu heißen, sondern auch Menschen unterschiedlicher Generationen und Geschlechter. Ältere Mitarbeiter bringen neben wertvollen Erfahrungen auch Gelassenheit mit. Sie können während der Ferienzeit einspringen und bei zeitlichen Engpässen Entlastung bieten.
Öffentlichkeit nutzen
„Warum sollte ein hochqualifizierter Ausländer in ein Land gehen, in dem er sich ständig dafür rechtfertigen muss, dass er hier ist?“ – stellte Sozialforscherin Jutta Allmendinger im Jahr 2010 fest. Damit sich die Situation zum Positiven ändert, bietet der jährliche Diversity-Tag im Juni Gelegenheit, für mehr Vielfalt in der Gesellschaft zu werben. Wer Diversity konsequent umsetzt, für den zahlt sich Vielfalt auch aus! Öffnen Sie sich und Ihr Unternehmen der Stadt! Zeigen Sie an einem Tag der offenen Tür, wie bunt Ihre Firma bereits ist bzw. dass Sie Vielfalt als Bereicherung empfinden.
Impulse über Künstlerische Interventionen
Wenn Sie sich beim Thema Diversity Hilfe und Unterstützung wünschen, holen Sie sich einen Künstler in Ihr Unternehmen. Im Rahmen einer Künstlerischen Intervention kann Vielfalt als unternehmerische Fragestellung in individuellen kreativen Workshops erprobt werden, ob mit einigen wenigen Mitarbeitern oder im ganzen Team entscheiden Sie. Mit passenden künstlerischen Methoden, Spielarten bzw. Kunstsparten lässt sich Vielfalt hervorragend erkunden: beim Zeichnen, Filmen, Tanzen, Musik machen, beim Fotografieren, Bauen und Designen, mit Pantomime und Theaterspiel, mit Klangaufnahmen und Interviews. Haben sie Mut, ihren „Weg der Vielfalt“ auf eigene kreative Weise zu finden.
Inspirationstipps:
Initiative Charta der Vielfalt und Deutscher Diversity-Tag: Vielfalt unternehmen
Kurzfilm: Was ist eine Künstlerische Intervention?
Vielfalt hören: Hörbuchreihe Länder hören – Kulturen entdecken