
Kulturarbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen
Reihe: Hilfe für Geflüchtete – Ideen und Impulse aus der Kreativbranche, Teil 9 – Kulturarbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen
Künstler und Kreativschaffende aus unterschiedlichen Branchen unterstützen überall in Deutschland Geflüchtete: egal ob im Theater oder auf der Opernbühne, in Film- oder Tonstudios, in Architektur- oder Designwerkstätten, in Kunst-Ateliers oder in multikulturellen Küchen, bei Flashmobs, Tanzperformances oder in Game-, App- und Web-Laboren. Die Beispiele der folgenden 10teiligen Blogreihe zeigen, dass Deutschlands Kreativszene ein starker Innovationsmotor für eine gelungene Integration ist, die Parallelgesellschaften vorbeugt und damit uns allen hilft.
© Juergen Jotzo, Pixelio
Kinder & Jugendliche I: Schülerpatenschaften
Die Initiative der Europa-Schule Troisdorf Willkommen in Troisdorf in Nordrhein-Westfalen unterstützt mit etwa 60 Schülern Geflüchtete Kinder und Jugendliche in umliegenden Unterkünften. Die Schüler holen die jungen Geflüchteten dort ab und besuchen mit ihnen gemeinsam verschiedene AGs, an denen die Geflüchteten je nach Interessenlage teilnehmen können. Gemeinsame Treffen bei Kaffee und Kuchen im Willkommenscafé im Gemeindehaus der Kirche beziehen auch einheimische Erwachsene ein. So lernen sich alte und neue Bewohner kennen. Die Jugendlichen vermitteln Kinderbetreuung, während erwachsene Geflüchtete Deutschkurse besuchen können, und vermitteln Plätze in Sportvereinen. Die Koch-AG trifft sich alle zwei Wochen, um Köstlichkeiten aus aller Welt zu entdecken. In den Osterferien organisierten einige Schüler ein Picknick und eine Stadtführung, um den Flüchtlingen zu helfen, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden. Mit Sponsorenläufen und Spendenaktionen werden aktuelle Projekte unterstützt.
© Switch, Kulturbrücke Hamburg
Kinder & Jugendliche II: Switch – In 4 Tagen um die Welt
Vier Kinder aus unterschiedlichen Kulturen besuchen sich gegenseitig in ihren Familien und verbringen gemeinsam einen Tag miteinander. Ohne einen Koffer packen zu müssen, erfahren und erleben die Kinder an vier Tagen, wie Menschen in anderen Ländern essen, spielen, sprechen und feiern. Switch Deutschland ist eine Initiative von Kulturbrücke Hamburg.
Kinder & Jugendliche III: Kunstwerkstatt für geflüchtete Kinder und Jugendliche
REFUGIO München ist ein Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer. Es lädt in den eigenen Räumen geflüchtete Kinder und Jugendliche zum künstlerisch-kreativen Arbeiten ein. Die Workshopleiter verfolgen häufig auch einen therapeutischen Ansatz, um Traumata der jungen Geflüchteten aufzuarbeiten. Die Kunstwerkstatt besucht auch Gemeinschaftsunterkünfte und Containerlager für Geflüchtete.
© Judith Lisser-Meister, Pixelio
Kinder & Jugendliche IV: Multimedia-Musical
Autorin Antonia Michaelis hat ein ein deutsch-ukrainisch-syrisch-tschetschenisch-persisches Gemeinschaftsprojekt initiiert. Sie hat das multimediale Musical Grenzenlos für und mit Flüchtlingen und Förderschülern der 5. bis 9. Klasse in Wolgast in Mecklenburg-Vorpommern geschrieben. Zur Vorbereitung gibt Michaelis den Kindern Schauspielunterricht und führt Regie, unterstützt von Lehrkräften der Janusz-Korczak-Förderschule. Yasmin Engelke komponiert gemeinsam mit den Schülern die Musik, sorgt für die nötige Theatertechnik, für multimediale Komponenten, Öffentlichkeitsarbeit und Organisation.
© Lutz Doblies, Pixelio
Kinder & Jugendliche V: Wie klingt Weltverbessern?
Was kann jeder Einzelne tun bzw. was können wir alle tun, um die Welt ein wenig besser zu machen? Das Hamburger Straßenmagazin Hinz und Kunzt und die Online-Audiothek audiyou rufen Kinder und Jugendliche auf, ihre Weltverbesserungsvorschläge hörbar zu machen, u. a. auch zum Thema Flucht bzw. Geflüchtete. Für den Wettbewerb ist vieles denkbar, der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt: eine Geschichte, ein Song, ein Gedicht, ein Hörspiel, ein Referat, eine Idee, eine Aktion, ein offener Brief. Einsendeschluss für den Wettbewerb „Miteinander hören: Wie klingt Weltverbessern? ist Montag, d. 27. Juni 2016.
© Stephanie Hofschlaeger, Pixelio
Kinder & Jugendliche VI: Sprache durch Bewegung
Mit dem Tanzprojekt Heimat – Los! möchten die Tanzpädagogin Steffi Sembdner geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus Unterkünften in Berlin-Pankow ermöglichen, spielerisch Kontakt zu einheimischen Kindern aufzunehmen. Im Tanzkurs „Speak up and dance!“ können sie ihre Körper sprechen und tanzen lassen – mal laut und aufbrausend, mal sanft und leise. Sie lernen zeitgenössische Tanztechniken kennen, wie Floor Work, Improvisation und Contact, und beschäftigen sich dabei u.a. mit diesen Fragen: Wie kann man miteinander tanzen und in einen Dialog miteinander gehen? Und wie kann man sich schnell und gleichzeitig geschmeidig über den Boden bewegen, kraftvolle Positionen halten und eigene Bewegungen entwickeln? Die Kinder sollen Erfahrungen mit Raum, Rhythmus und Zeit sammeln und kurze, dynamische Choreographien einstudieren.
© Dieter Schütz, Pixelio
Kinder & Jugendliche VII: Leseförderung
Das Kinderkulturhaus Hamburg-Lohbrügge KIKU des Kulturzentrums LOLA hat eine Leseförderung für Flüchtlingskinder im Freizeitbereich eingerichtet. Kinder sollen sich so dem Medium Buch und der Literatur nähern. Betreut wird das Angebot von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, die im KIKU gemeinsam mit den Kindern lesen, singen und basteln. Der Leseclub findet regelmäßig am Dienstag und Mittwoch von 16- 18 Uhr statt. Ein Drittel der Plätze im offenen Bereich steht Flüchtlingskindern offen. Viele Ehrenamtliche arbeiten bereits eng mit den Unterkünften für Geflüchtete zusammen.
Kinder & Jugendliche VIII: Nachrichten im Radio und Fernsehen
Die Kindernachrichtensendung LOGO von KiKa und ZDF komplettiert ihre Meldungen mit englischen und arabischen Untertiteln für Flüchtlingskinder und erwachsene Migranten in Deutschland. Komplizierte Sachverhalte werden in einer leicht verständlichen und anschaulichen Sprache erklärt.
KiRaKa ist ein Angebot der Hörfunk-Kinderprogramme des WDR. Im Programm Flüchtlinge bei uns berichten Kinder über die Flüchtlingsthematik.
© Theater Vorpommern, Greifswald
Kinder & Jugendliche VIII: Perspektivwechsel
Das Theater Vorpommern mit Spielstätten in Greifswald, Stralsund und Putbus geht auf Anfrage mit dem mobilen Theaterstück KRIEG: STELL DIR VOR, ER WÄRE HIER auf Tour. Das „Klassenzimmerstück“ eignet sich zur Diskussion über die Flüchtlingsthematik und wird in Schulen für Jugendliche ab ca. 14 Jahren angeboten. Es eignet sich auch als Einstieg in Diskussionen für Erwachsene, in Dorfgemeinschaftshäusern oder in Kirchengemeinden. Das Stück selbst ist 45 Minuten lang, die Nachbereitung durch eine Theaterpädagogin dauert ebenfalls (mindestens) 45 Minuten. Auch ein Demokratiepädagoge kann in die Diskussion einbezogen werden. Zum Stück gibt es auch ein 52 Seiten umfassendes Begleitmaterial von Theaterpädagoginnen. Anfragen an: klassenzimmer@theater-vorpommern.de
Reihe: Hilfe für Geflüchtete – Ideen und Impulse aus der Kreativbranche
aus der Kreativbranche für Geflüchtete
Teil 2. Theater: Neue Heimat auf der Bühne
Teil 3. Musik: Bridges – Musik verbindet
Teil 4. Museum: Mit Kunst gegen den Hass
Teil 5. Kunst und Design: Geschichten aus dem Automaten
Teil 6. Architektur: „Instant Home“ mit Origami-Technik
Teil 7. Web, Apps, Games: Flucht als Selbsterfahrung
Teil 8. Kreatives für Geflüchtete: Kochen, Gärtnern, Flashmobs
Teil 9. Kulturarbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen
Teil 10. Medien für Geflüchtete: Ankommen und Lernen
Teil 11. Bürgeridee: Schulungsprogramme über Monitore für Geflüchtete
Teil 12. Nachlese: Kreative Ideen für Geflüchtete aus der Community
Aufruf: Noch mehr kreative Ideen für Geflüchtete gesucht!
Was können Künstler für Geflüchtete tun? In meinem Blog MassivKreativ stelle ich engagierte und nützliche Projekte von Kreativschaffenden vor. Die Liste der guten Beispiele soll weiter wachsen und anderen Mut machen, die ebenfalls Aktivitäten planen! Wenn Sie weitere kreative Projekten für Geflüchtete kennen, die ich bislang nicht erwähnt habe, schicken Sie mir gerne Ihre Infos. Ich sammle sie und berichte in einem neuen Artikel über weitere innovative Projekte.
Infos bitte an mich: kreativ@massivkreativ.de