© Henning Penske-Chyhir/Kreative MV

Mecklenburg-Vorpommern diskutiert über Zukunftsbranche Kreativwirtschaft

Vier Experten der Kultur- und Kreativbranche diskutierten im Schweriner Marstall mit den Spitzenkandidaten und wirtschaftspolitischen Sprechern der Fraktionen über die Potenziale der innovativen Branche in MV

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist nicht nur in Metropolen ein Wachstumsmarkt, sondern auch in Flächenländern wie Mecklenburg-Vorpommern. Die Potenziale der Kreativbranche sind in MV jedoch bei weitem nicht ausgeschöpft. Das ist das Ergebnis einer Podiumsdiskussion, zu der die Kreative MV – Arbeitsgemeinschaft für Kultur- und Kreativwirtschaft – am 4. Juli 2016 eingeladen hatte.

Wie Hamburg, Thüringen und Sachsen die Kultur- und Kreativwirtschaft stärken

„Wie in Hamburg ist der Kreativsektor auch in MV ein Innovationstreiber, der in einer Zeit des digitalen Wandels neue Arbeitsformen, neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt, erprobt und in andere Branchen transferiert“, sagte Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft. Um die überwiegend aus kleinen Unternehmen und Freiberuflern bestehende Kreativ-Branche darin zu unterstützen, „braucht es dringend professionelle Anlaufstellen und nicht nur ehrenamtlich organisierte Netzwerke. Nur so können Kompetenzen gestärkt und Kooperationen initiiert werden.“

IMG_1091_v_l_Corinna Hesse_Helmut Holter_Norman Schulz_Egbert R++hl Corinna Hesse, Helmut Holter, Norman Schulz (Mikro), Egbert Rühl im Gespräch, © Henning Penske-Chyhir/Kreative MV

Norman Schulz, Projektleiter der Thüringer Agentur für Kreativwirtschaft THAK in Erfurt, sieht insbesondere in ländlichen Räumen noch viel unentdecktes Potenzial, das in branchenübergreifenden Kooperationen der Kreativbranche mit dem Tourismus, der Immobilienbranche oder der Gesundheitswirtschaft zu wecken ist.

Christian Rost, Sprecher des Landesverbandes für Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V. und Kreatives Leipzig, verwies auf die starken Kompetenzen im eigenen Land, die es zu stärken gilt. So wurde beispielsweise im Rostocker Warnow Valley auf Eigeninitiative der Akteure ein Kreativquartier mit dem Co-Work-Space projekt:raum gegründet, der sehr gut angenommen wird. Das zeigt: „Man sollte auf die Kompetenzen der Akteure in der eigenen Region und Branche setzen und deren Impulse stärken statt externe Experten zu holen“, so Rost. „Damit werden nachhaltige, selbsttragende Strukturen geschaffen.“

IMG_1105 v_l_Christian Rost_Jochen Schulte_Corinna Hesse Christian Rost, Jochen Schulte, Corinna Hesse im Gespräch, © Henning Penske-Chyhir/Kreative MV

So will die Politik in Mecklenburg-Vorpommern die Kultur- und Kreativwirtschaft stärken

Die Sprecher der Landtagsfraktionen, Jochen Schulte (SPD), Helmut Holter (DIE LINKE) und Silke Gajek (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) wollen in der kommenden Legislaturperiode die Wirtschaftsförderung stärker für Kreativunternehmer öffnen und im Austausch mit der Branche geeignete Förderinstrumente entwickeln. „Der intensive Dialog mit den Akteuren und Netzwerken soll auf jeden Fall fortgesetzt werden, da die Politik noch starken Informationsbedarf über diese junge Branche hat“, so Helmut Holter.

Wertschöpfung der Kreativen in Mecklenburg-Vorpommern

Nach dem Branchenbericht des Wirtschaftsministeriums 2015 sind in der Kultur- und Kreativwirtschaft in MV mehr als 12.000 Erwerbstätige beschäftigt. Der Jahresumsatz liegt mit 758 Millionen Euro gleichauf mit dem Maschinenbau und der Metallindustrie, allerdings mit einer höheren Anzahl von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Kreativsektor (knapp 10.000) und einem Frauenanteil von über 51%. „Der Anteil junger Frauen mit Hochschulabschluss ist in unserer Branche sehr hoch“, sagte Corinna Hesse, Sprecherin der Kreative MV und des Bundesnetzwerks Kreative Deutschland: „eine sehr wichtige Zielgruppe für die Landesentwicklung!“

IMG_1140_Wortbeitrag Katja Wolter Katja Wolter, Steinbeis Institut Greifswald © Henning Penske-Chyhir/Kreative MV

Publikumsbeteiligung

Auch das Publikum beteiligte sich rege an der Diskussion. Katja Wolter, Leiterin des Steinbeis-Forschungszentrums, Institut für Ressourcen-Entwicklung, Greifswald, wies auf die Gefahr der „Gentrifizierung“ am Beispiel des Rostocker Kreativzentrums projekt:raum hin. Die Kreativen würden mit ihren Aktivitäten die Wertschöpfung in ehemals brachliegenden Regionen vorantreiben und wie in Rostock zur Steigerung der Stadtrendite beitragen. Zugleich laufen Kreative Gefahr, dass die von ihnen genutzten und aufgewerteten Immobilien an neue Besitzer verkauft  würden und Kreative so ihre Arbeits- und Lebensgrundlage verlieren.

Antje Hinz vom Silberfuchs-Verlag wollte von den Podiumsgästen wissen, welche Formate sich am besten eignen würden, um Kreativschaffende mit Unternehmern klassischer Wirtschaftsbranchen bei Praxisprojekten zu vernetzen. Norman Schulz empfahl am Beispiel aus Thüringen, dass sich Kreative dorthin begeben sollten, wo klassische Unternehmer nach neuen Anregungen suchen. Wirtschafts- und Fachmessen seien geeignete Orte, um Unternehmern in Kurzworkshops innovative und kreative Impulse zu geben.

Politik_Austellung_KKW-Lobbyveranstaltung-Schwerin Marstall_04-07-2016 (17) © MassivKreativ, Ausstellung zur Nachhaltigkeit im Marstall Schwerin

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit KulturRatschlag Schwerin im Rahmen der Ausstellung „zur nachahmung empfohlen! expeditionen in ästhetik und nachhaltigkeit“ im Marstall Schwerin statt.

Cross-Innovation live erleben

Moderatorin Corinna Hesse lud abschließend alle Wirtschaftsbranchen zu einem lebendigen Austausch nach Rostock ein. Am 16. und 17. September 2016 findet dort die Tagung „Cross-Innovation: Entwicklungspartnerschaften zwischen klassischen Wirtschaftsbranchen und Kreativwirtschaft“ statt, zu der Unternehmer aller Branchen aus Mecklenburg-Vorpommern herzlich eingeladen sind. Auf diesem Wege sollen cross-sektorale Kooperationen aktiv angebahnt werden.

16.9.2016, 14-17 Uhr: IHK Rostock, Vorträge, Präsentationen, Kurzworkshops „Cross-Innovation“

17.9.2016, ab 14 Uhr: Warnow Valley OPENair, Warnowufer 29, Rostock

Positionspapier „Kreative MV“: www.kreative-mv.de

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