Musik: Bridges – Musik verbindet
Reihe: Hilfe für Geflüchtete – Ideen und Impulse aus der Kreativbranche, Teil 3 – Musik
Künstler und Kreativschaffende aus unterschiedlichen Branchen unterstützen überall in Deutschland Geflüchtete: egal ob im Theater oder auf der Opernbühne, in Film- oder Tonstudios, in Architektur- oder Designwerkstätten, in Kunst-Ateliers oder in multikulturellen Küchen, bei Flashmobs, Tanzperformances oder in Game-, App- und Web-Laboren. Die Beispiele der folgenden 10teiligen Blogreihe zeigen, dass Deutschlands Kreativszene ein starker Innovationsmotor für eine gelungene Integration ist, die Parallelgesellschaften vorbeugt und damit uns allen hilft.
© Gerhard Helminger, Pixelio
Musik I: Bridges – Musik verbindet
Julia Huk und Isabella Kohls haben in Frankfurt am Main das multikulturelles Orchester Bridges – Musik verbindet ins Leben gerufen – mit geflüchteten Musikern aus aller Welt. Die Stücke werden neu komponiert und auf die Musiker bzw. deren Instrumente abgestimmt. Die Komponisten schauen bei der ersten Probe nach den vorhandenen Instrumentalisten und schreiben die passende Musik für die jeweilige Besetzung. Klänge von klassischen Instrumenten wie Klavier, Geige und Klarinette treffen auf Rhythmen orientalischer Trommeln und Zupfinstrumente, wie die sechssaitige Krar aus Eritrea. Initiatorin Julia Huk spielt selbst Klarinette und sagt: „Die Idee hinter dem Projekt ist, dass wir nicht was für Flüchtlinge, sondern mit ihnen etwas machen wollen. Wir wollen sie kennenlernen, wir wollen zusammen mit ihnen Musik machen.“ – Und darüber Brücken bauen. Das nächste Konzert findet am 19.3.2016 im hr-Sendesaal statt.
Musik II: Orientalisch-westliche Völkerverständigung
Orientalische und die westliche Kultur traffen im September 2015 aufeinander, als das „Syrische Exil-Orchester“ ein Konzert in Bremen gab. Offiziell nennt es sich Syrian Expat Philharmonic Orchestra – kurz SEPO. Gegründet hat es Raed Jazbeh, ein junger syrischer Kontrabassist, der 2013 aus Damaskus flüchtete. Heute lebt er in Bremen und hat von dort aus Kontakt zu syrischen Orchestermusikern in anderen deutschen Städten und europäischen Ländern aufgenommen. Martin Lentz, der sonst das Jugend-Symphonie-Orchester Bremen leitet, unterstützt das Exil-Orchester als Dirigent und mit jungen Musikern aus seinem eigenen Orchester. Lentz sorgte auch für die Programmauswahl, eine Mischung aus orientalischen und westlichen Werken. Die Botschaft für das Publikum beschreibt Raed Jazbeh so: „Der Krieg wird uns nicht stoppen. Wir werden immer Musik machen – egal, wo wir sind.“
© Stephanie Hofschlaeger, Pixelio
Musik III: Singen mit Geflüchteten
Einmal in der Woche am Donnerstag treffen sich in Köln-Ehrenfeld (Helmholtzplatz 11) von 17-18.30 Uhr Geflüchtete, AnwohnerInnen und Interessierte. Jeder ist willkommen, Vorkenntnisse sind nicht nötig. Jeder lernt seine Stimme und neue Menschen kennen. Initiiert und geleitet wird der Kölner WillkommensChor von den Musikstudenten Nicole Lena de Terry und Joachim Geibel.
© Jürgen Jotzo, Pixelio
Musik IV: bandboxx – Hamburgs erste mobile Musikschule für Flüchtlingskinder
Zwei Tage pro Woche probt der Musikdozent Thomas Himmel mit Flüchtlingskindern in einer mobilen Musikschule, einem grau-rot-gestreiften Maxi-Container von 4×8 Metern Länge. Er steht in einem Erstaufnahmelager für Geflüchtete in Hamburg und soll den jungen Neubürgern die Eingewöhnung in Deutschland erleichtern. Die musikalische Arbeit wirkt sich positiv auf Gruppenfähigkeit, Sprachentwicklung und Integration aus. Mit Unterstützung von Stiftungen und Sponsoren kann das Konservatorium der Stadt die bandboxx regelmäßig betreiben, die auch als Tonstudio dient. Es ist mit digitaler Aufnahmetechnik, einem 16-Kanal-Mischpult und verschiedenen Musikinstrumenten ausgetstattet, mit E-Gitarre und E-Bass, mit Schlagzeug, Keyboard und Gesangsanlage. Für vier Wochen können Kinder und Jugendliche unter Anleitung von Thomas Himmel eigene Songs komponieren, proben und aufnehmen. Am Ende erhält jeder als Ergebnis und Lohn eine eigene CD.
Markus Menke, Direktor des Hamburger Konservatoriums, schwärmt: „Mit dem Bandprojekt bandboxx stärken die jungen Geflüchteten durch Musik ihr Selbstwertgefühl. Sie finden kreative Ablenkung und Beschäftigung, fördern ihre Fähigkeiten zur Empathie und Konfliktlösung. Es hilft auch gegen die Langeweile.“
© Dieter Schütz, Pixelio
Musik V: Musik und Gespräche
An jedem 2. Donnerstag im Monat um 20 Uhr laden engagierte Hamburger um den Kulturmanagement-Studenten und Musiker Arne Theophil sowie Social Entrepreneur Steph Klinkenborg musikinteressierte Geflüchtete aus den Unterkünften der Barmbeker Nachbarschaft und aus ganz Hamburg ein. Auf Anregung ihrer Initiative Welcome Music Session ist es gelungen, dass Hamburger gemeinsam mit Geflüchteten im Kulturzentrum „Zinnschmelze“ Musik machen, einander zuhören, sich kennen lernen und den Abend genießen. Musikinstrumente können mitgebracht werden. Geplant sind außerdem mobile Musikworkshops für jugendliche Geflüchtete. Die Akteure arbeiten in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater und der Initiative Welcome to Hamburg Barmbek.
Reihe: Hilfe für Geflüchtete – Ideen und Impulse aus der Kreativbranche
Teil 1. Prolog: Hilfe aus der Kreativbranche für Geflüchtete
Teil 2. Theater: Neue Heimat auf der Bühne
Teil 3. Musik: Bridges – Musik verbindet
Teil 4. Museum: Mit Kunst gegen den Hass
Teil 5. Kunst und Design: Geschichten aus dem Automaten
Teil 6. Architektur: „Instant Home“ mit Origami-Technik
Teil 7. Web, Apps, Games: Flucht als Selbsterfahrung
Teil 8. Kreatives für Geflüchtete: Kochen, Gärtnern, Flashmobs
Teil 9. Kulturarbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen
Teil 10. Medien für Geflüchtete: Ankommen und Lernen
Teil 11. Bürgeridee: Schulungsprogramme über Monitore für Geflüchtete
Teil 12. Nachlese: Kreative Ideen für Geflüchtete aus der Community
Aufruf: Noch mehr kreative Ideen für Geflüchtete gesucht!
Was können Künstler für Geflüchtete tun? In meinem Blog MassivKreativ stelle ich engagierte und nützliche Projekte von Kreativschaffenden vor. Die Liste der guten Beispiele soll weiter wachsen und anderen Mut machen, die ebenfalls Aktivitäten planen! Wenn Sie weitere kreative Projekten für Geflüchtete kennen, die ich bislang nicht erwähnt habe, schicken Sie mir gerne Ihre Infos. Ich sammle sie und berichte in einem neuen Artikel über weitere innovative Projekte. Infos bitte an mich: kreativ@massivkreativ.de