Zirkus 2030: Innovativ in die Zukunft
„Zirkus hält uns einen Spiegel vor“, sagt der Zirkuspädagoge Sven Alb. „Wir sind die Seele der Gesellschaft und eine Kunstform.“ Warum Politik und Medien in Deutschland die Zirkus-Akteur*innen mit mehr Anerkennung und Förderung unterstützen sollten, hat mir Sven Alb im Interview erzählt. Er ist Gründer und Leiter des zirkuspädagogischen Zentrums CircArtive und Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik e.V. (BAG)
Ein ganzes Universum in einer Manege
Zirkus ist eine faszinierende und vielschichtige Kultursparte. Sie vereint viele Künste an einem Ort: Akrobatik und Tanz, Theater und Varieté, Musik und Kunst, Architektur und Design, Licht-, Bühnen- und Veranstaltungstechnik und vieles andere mehr. Im Zirkus steckt ein ganzes Universum, all das, was uns als Menschen ausmacht und unsere Seele nährt: Geschichten und Emotionen, Poesie und Magie, Spannung und Risiko, Hoffnung und Freude. Im Zirkus kann unsere verkopfte Gesellschaft wieder auftanken, er schenkt uns neue Perspektiven und Inspirationen. Wie mit den Held*innen in der griechischen Tragödie fiebern wir auch mit den Artist*innen mit. Wir staunen und träumen, wir lachen und leiden. Katharsis in 90 Minuten: Beseelt, erfrischt und gestärkt kehrt das vom Alltag erschöpfte Publikum ins echte Leben zurück.
Zeitgenössischer Zirkus
„Moderner Zirkus ist so viel als Manege, Clowns und wilde Tiere“, sagt Sven Alb. Er sei vor allem innovativ. „Mit Kunststücken etwas ausdrücken zu können, eigene Erfahrungen, Gefühle und Wahrnehmungen über die Artistik darzustellen, das ist schon etwas ganz Besonderes.“ Die Disziplinen sind ebenso herausfordernd wie vielfältig: Jonglage, Seiltanz und Akrobatik, Äquilibristik und Luftartistik. Sven Alb ist Sozial-, Theater- und Zirkuspädagoge, Zirkus-Unternehmer im baden-württembergischen Gschwend und Fürsprecher in unzähligen Interessensgruppen und Zirkusverbänden, u. a. in der Bundesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik e.V. (BAG). Kein Wunder, dass er nicht selten einen 16-Stunden-Tag hat. Dennoch nimmt er sich an diesem Nachmittag Zeit für ein langes Gespräch, erwartungsvoll mit hellwachen Augen und verwuscheltem Haar, aus dem lilafarbene Strähnen hervorblitzen. In jedem seiner Worte schwingt Leidenschaft und Überzeugung mit.
PODCAST-Interview mit Sven Alb
Nachwuchsförderung
Vor 20 Jahren hat Alb gemeinsam mit seiner Frau den Rappenhof in Gschwend übernommen und in der ehemaligen Familien-Erholungsstätte eine Berufsfachschule für Artisten gegründet, die CircArtive School, im zirkuspädagogische Zentrum CircArtive. Der Name macht klar, worum es geht: um zeitgenössische Zirkuskunst und um junge Menschen, die sich ihr mit Leib und Seele, mit Biss und Durchhaltevermögen verschrieben haben. In drei Jahren können sie sich zu staatlich anerkannten Zirkusartist*innen ausbilden lassen oder zu Zirkuspädagog*innen. In Gschwend finden Sie beste Bedingungen vor: ein Zirkushaus mit großer Trainingshalle, viele weitere Zelte für Spezialübungen mit Laufkugel, Einrad, Drahtseil sowie unter freiem Himmel eine hochmoderne Trapezanlage für Luftartistik, umgeben von idyllischer Wald- und Wiesenlandschaft. „Die Klassen sind wie in jeder Artistenschule sehr klein“, erklärt Sven Alb, „immer zwölf Schüler*innen, d. h. insgesamt 36 Schüler*innen in den drei Jahren.“
Technik, Ausdruck, Gemeinschaft
Jedes Mal im Juni ist die Aufregung groß, wenn die jungen Bewerber*innen an einem Wochenende zur Aufnahmeprüfung nach Gschwend kommen. Sie müssen mindestens 15 Jahre alt sein und die 9. Klasse abgeschlossen haben. Getestet wird zum einen die körperliche Verfassung: Kraft, Dehnung, Koordination. Zum anderen geht es um Talent und Fähigkeiten in Akrobatik und Jonglage, auch um Ausstrahlung und Präsenz. Zuletzt präsentieren sich die Bewerber*innen in einer Theaterstunde und zeigen eine selbst entwickelte Zirkusnummer. „Es geht gar nicht so sehr darum, was die jungen Menschen schon alles können“, betont Sven Alb“. „Wir suchen die Rohdiamanten, die wir noch schleifen können, die diesen Willen haben, mit dem eigenen Körper und ebenso an Ausdruck und Darstellung zu arbeiten, auch gesellschaftliche Themen aufzunehmen und diese über die Zirkuskunst widerzuspiegeln. Wenn dieser Wille da ist, dann freuen wir uns. Im Zirkus gibt es keine Verlierer, daher ist es eine starke Pädagogik. Sich selbst wahrzunehmen, die Gruppe wahrzunehmen, ist eine wertvolle Erfahrung für die jungen Menschen und die Erkenntnis, dass kein Solokünstler allein funktionieren, da gehört immer Teamwork dazu.“
Weltoffenheit
Das Zusammentreffen verschiedener Kulturen ist Alltag in der Zirkuswelt, so auch bei CircArtive. Seit vielen Jahren gibt es Austausch-Projekte, u. a. über eine Afrika-Zirkuspatenschaft des JuKi e.V. Immer wieder kommen junge Artist*innen aus Kriegsgebieten nach Gschwend, aus afrikanischen Ländern, Afghanistan und 2022 aus der Ukraine. „Unabhängig von Religion, Geschlecht und Herkunftskultur kann jede* etwas einbringen. Wir lernen viel voneinander, auch dass Menschen, die scheinbar nichts haben, mehr Lebensfreude empfinden als wir“, erklärt Alb. Neben CircArtive hatten sich viele zirkuspädagogische Einrichtungen bereit erklärt, geflüchtete Artist*innen aus der Ukraine aufzunehmen und ihnen Trainingsmöglichkeiten zu bieten.
Grenzen austesten
Die Jugendlichen sollen in der CircArtive-School auch ihre körperlichen Limits kennenlernen. Gesundheit und Sicherheit sind beim Austesten der zirkusartistischen Herausforderungen das oberste Gebot. CircArtive bietet eine ganzheitliche Ausbildung, auch allgemeinbildende Fächer gehören dazu: Biologie, Physik, Geschichte und Gemeinschaftskunde. Die jungen Artist*innen lernen ebenfalls sehr praxisnah, wie die moderne Inszenierung einer Zirkusshow funktioniert. Tätigkeiten hinter den Kulissen vermitteln Fächer wie Pädagogik, Marketing und Medientechnik. Beim Interview richten drei junge Artist*innen die Kameraposition ein. Ausprobieren, mutig sein, experimentieren – das sei in der Ausbildung extrem wichtig, sagt Sven Alb, die Basis, um genügend Handwerkszeug zu haben und ausreichend Geld zu verdienen, um damit gut durch das eigene Leben zu kommen.
Zirkus als Labor für die Gesellschaft
Besonders der Umgang mit Risiken und Unsicherheiten kann im Zirkus direkt erprobt werden, unterstreicht Sven Alb. Hier lerne man wirklich Lebens- und Zukunftskompetenzen: „Genau das brauchen wir später überall: in der Wirtschaft, in der Dienstleistung. Wir westlichen Industrienationen, die wir uns immer so in Sicherheit wiegen, müssen auch mal ans Limit gehen, Fehler machen und etwas ausprobieren, um zu wissen, wann etwas gelingt. Dazu müssen wir die Dinge auch mal auf den Kopf stellen und sie von einem ganz anderen Ende anpacken.“ Wir in Deutschland seien ja oft darauf bedacht, alles durchzuplanen, perfekt und ordnungsgemäß zu machen. Dabei leben wir doch in unsicheren, multikomplexen Zeiten, wo wir häufig improvisieren müssen. In der Kunst und im Zirkus könne man genau das lernen, so Alb: „Jede Bühne sieht anders aus, jede Manege sieht anders aus.“ Auch Pianisten müssen je nach Saal ständig mit einem neuen Instrument zurechtkommen. „Im Zirkus müssen wir oft improvisieren: Mal fällt der Scheinwerfer aus, dann funktioniert etwas mit der Musik nicht. Dann kommt auf einmal ein Starkregen. Es gibt ganz viele Sachen, die uns herausfordern. Der Zirkus zeigt: Wir kommen mit all dem zurecht und das macht uns lebensfähig. Wir können ganz kreativ sein, wenn wir nur wollen.“
Ringen um Anerkennung und Förderung
Im europäischen Vergleich hat es die Zirkuskunst in Deutschland noch schwer. In Frankreich, Italien und Portugal gilt Zirkus als kulturelle Aktivität, während er hierzulande als unternehmerische und geschäftliche Tätigkeit eingestuft wird (EU-Quelle 1, S. 9). Daher erhält der Zirkus bis heute keine Regelförderung aus öffentlichen Mitteln, auch CircArtive kämpft seit Jahren darum (Petition). Es werden nur einzelne zirkuspädagogische Projekte finanziert, doch Projektförderung bedeutet immer Aufwand und Befristung. Kontinuität sei da kaum möglich, kritisiert Sven Alb: „Projekte und Nachhaltigkeit, das passt einfach nicht zusammen. Menschen sind keine Projekte. Junge Menschen bedürfen einer langfristigen und nachhaltigen Fürsorge und Förderung.“ Alb kann nicht verstehen, warum Zirkus in Deutschland noch immer nicht als Kunstform anerkannt sei. Dabei habe die Europäische Union schon 2004 alle Mitglieder aufgefordert, dies zu ratifizieren (EU-Quelle 2). Die fehlende Wahrnehmung der Branche führte in der Pandemie dazu, dass Zirkusse anfangs keinerlei Anspruch auf Hilfsgelder und Rettungsfonds hatten. Dabei ist die Branche groß und vielfältig: Neben Companies gibt es über 300 Familien-Zirkusse (exakte Zahlen fehlen), außerdem Zirkusunternehmen, viele Einzelkünstler und -Projekte. Die BAG Zirkuspädagogik schätzt, dass es ungefähr 1.000 Kinder- und Jugendzirkusse in Deutschland gibt. Im Lockdown gingen die Zirkusgruppen und Vereine in den Austausch und bündelten ihre Kräfte und Forderungen, mit Erfolg! Über das Rettungs- und Zukunftsprogramm der Bundesregierung NEUSTART Kultur im Zirkus konnte auch die Zirkusbranche 2020 und 2021 finanzielle Mittel beantragen.
BAG Zirkuspädagogik und Zirkusverbandsnetzwerk
Sven Alb erklärt die besondere Rolle, die dabei der Bundesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik e.V. (BAG) zukommt, Alb ist deren Vorstandsvorsitzender: „Es kam ein Anruf aus dem Büro von der BKM, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die BAG Zirkuspädagogik solle nun ziemlich viel Geld gleichmäßig verteilen. Das kommt daher, dass wir mit Förderanträgen und mit öffentlichen Geldern schon viel Erfahrung gesammelt haben, z. B. über Zirkus gestaltet Vielfalt. Dieses Programm (finanziert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über „Kultur macht stark“) hat die BAG Zirkuspädagogik vor Jahren schon auf den Weg gebracht.“ In zahllosen digitalen Sitzungen und Telefonaten hat sich die BAG mit anderen Zirkus-Institutionen verbunden und sie mitgenommen: die traditionellen Zirkusse, den zeitgenössischen Zirkus, die Kinder- und Jugendzirkusse, die Zirkuspädagogik. Die Akteur*innen haben sich nun zum ersten bundesweiten Zirkusverbandsnetzwerk zusammengeschlossen, um den kulturpolitischen Diskurs weiter voranzutreiben. Mit dabei sind die deutsche Sektion der European Circus Association (ECA), der Verband Deutscher Circusunternehmen (VdCU) e.V., der Bundesverband Zeitgenössischer Zirkus (BUZZ) e.V., die Bundesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik e.V. (BAG), Zirkus macht stark e.V., der Verband Deutscher Varietétheater (VDVT) und der Berufsverband der Tierlehrer e.V.
Kompetenzzentrum Zirkus unter dem Dach der BKM
„Das bundesweite Zirkusverbandsnetzwerk ist ein wichtiger Anfang“, sagt Sven Alb. Gemeinsam mit seinen Mitstreiter*innen wendet er sich nun direkt an Claudia Roth, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Die gemeinsame Forderung: Unter dem Dach der BKM soll eine Anlaufstelle entstehen, ein „Kompetenzzentrum Zirkus“ mit einem „Fonds Zirkuskultur“. Er soll über die schon bestehenden Förderprogramme hinaus neue Zirkus-Kreationen, Shows und Projekte finanzieren, außerdem Forschung und Studien, Öffentlichkeitsarbeit, ein bundesweites Zirkusarchiv sowie Qualitätskriterien für die Zertifizierung von Zirkusunternehmen und -gruppen entwickeln. Sven Alb: „Es gibt ganz viele Zirkusse, die brauchen Beratung, um überhaupt an Fördergelder zu kommen oder Bildung voranzubringen, auch Wissen über Sicherheit, Gesundheit und Produktionen.“ Es müsse natürlich ausreichend Geld im Fonds sein, um Produktionen und Projekte voranzutreiben, so Alb, damit man auch mal etwas ausprobieren könne, Experimente wagen und innovative Wege gehen, um den Menschen zu zeigen: Zirkus ist eine echte Kunstform. In der Pandemie wurde viel nachgedacht, erzählt Alb, es seien viele neue Ideen entstanden: „Wir waren noch einmal auf ganz anderen Ebenen unterwegs, hybrid, sagt man ja so schön, so halb und halb, ein bisschen digital, ein bisschen live, aber auch mit reinen Live-Geschichten.“
Sichtbarkeit
Das Zirkusverbandsnetzwerk sieht noch großen Bedarf für deutlich mehr Öffentlichkeitsarbeit. Es brauche dringend einen Wahrnehmungswandel. Die Tagespresse und Fernsehkrimis dominieren entweder romantisierte Bilder oder Milieu-Szenarien. Dass es auch anders geht, sehe man in Frankreich, Finnland und in den Niederlanden, weiß Sven Alb. „Zwei Stunden pro Woche überträgt das niederländische Fernsehen Aufführungen mit zeitgenössischem Zirkus oder sendet ein Portrait über Artist*innen, wie sie ihr Leben gestalten. Das führt natürlich dazu, dass die Menschen ein ganz anderes Verständnis vom Zirkus bekommen.“ Ein Aufruf an Rundfunkintendanten hierzulande, guten Beispielen aus den Nachbarländern zu folgen. Und auch an Redakteur*innen, holzschnittartige Vorurteile aus der aktuellen Berichterstattung zu verbannen. Ein Etappensieg wurde vor einem Jahr errungen: Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen hat Zirkus als Kunstform anerkannt und in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Als nächstes soll ein Antrag um Aufnahme in das bundesdeutsche Verzeichnis für das immaterielle Kulturerbe gestellt werden. Gemeinsam mit anderen Ländern der EU soll dann ein Antrag auf Aufnahme in die weltweite Liste der UNESCO folgen (Quelle). Dahinter steht das Ziel, Wissen und Können über kulturelle Praktiken im Zirkus zu vermitteln, weiterzugeben und sichtbar zu machen. Zirkusaufführungen aus Südkorea sind bereits auf der weltweiten Liste zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO vertreten (Quelle).
Zirkus als Eingangstor zur Kultur
Zirkus braucht auch deshalb dringend eine dauerhafte Regelförderung, weil es der Ort ist, an dem junge Menschen erstmals mit darstellenden Künsten in Berührung kommen: mit Theater, Bewegung, Tanz und Musik. Dies gelingt im Zirkus sehr niedrigschwellig. Während die Mehrheit der Bevölkerung noch nie ein Theater, Konzerthaus oder Museum von innen gesehen hat, war vermutlich jede* schon mal im Zirkus, zumindest in der Kindheit. Über den Zirkus werden junge Menschen zwanglos an Kultur herangeführt und begeistert. Zirkus öffnet das Tor in andere Sparten. Ihm kommt daher eine wichtige Brückenfunktion zu. Längst ist bewiesen, wie wichtig Zirkus für die Persönlichkeitsentwicklung ist, gerade für junge Menschen aus einem bildungsbenachteiligten Umfeld. Sven Alb: „Gerade Menschen aus schwierigen Lebenslagen, aus prekären Situationen, finden Zugang zum Zirkus. Das ist der erste Weg hinein in die Kunst. Und dann zum ersten Mal diese staunenden Augen zu sehen und auch die Eltern mit zu beobachten, das ist großartig“
Mission: Teilhabe
Das Beste in einem Menschen hervorzubringen, Talent und Persönlichkeit zu entwickeln, das treibt Sven Alb an. Vor knapp 30 Jahren begann er als Sozialpädagoge, anfangs rein ehrenamtlich in der Jugendarbeit, später hauptberuflich. „Ich habe schon immer mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, mit denen, die von Gewalt und Missbrauch bedroht sind oder sie direkt erfahren haben.“ Wie kann man diese Kinder und Jugendlichen auffangen, wieder stärken und in den Mittelpunkt stellen? Sven Alb sagt: „Genau das kann Zirkus!“ Zirkus habe die Kraft, in jedem Menschen besondere Fähigkeiten und Selbstwirksamkeit zu fördern. „Wenn so ein Kind dann zum ersten Mal auf einer Laufkugel steht und das vor Publikum zeigen kann, dann macht das etwas mit dem Kind, das ist eine Innovation, die sonst nirgendwo entsteht. Das macht Zirkus besonders.“
Zirkus 2030 – innovativ in die Zukunft!
Entschlossen und innovativ soll es nun in die Zukunft gehen. Sven Alb wünscht sich, dass Zirkus weiterhin divers und bunt bleibt. Die klassische Zirkusnummer mit Jonglage auf dem Einrad habe ebenso ihren Platz wie ein gesellschaftspolitisch brisantes Thema im zeitgenössischen Zirkus. Wichtig sei ihm, dass sich die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 nach und nach auch im Zirkus umsetzen lassen. Dafür braucht es Wissen, Willen und Geld, etwa für CO2-neutrale Heizungen in Zirkuszelten und für ganz neue Zirkusbauten, die unter Nachhaltigkeitsstandards entstehen. Gemeinsam mit allen Zirkusakteur*innen wolle er Qualitätskriterien für die Zertifizierung von Zirkusgruppen entwickeln, z. B. über Strukturen und Expertise, Tierwohl und Fachpersonal, moderne Veranstaltungskonzepte und Bühnentechnik, Sicherheit und Gesundheit. Sven Albs Aufruf an die Politik: „Wir müssen sichere sozialversicherungspflichtige oder selbständige Tätigkeiten schaffen, wo alle ein gutes Auskommen haben. Es muss so gestaltet sein, dass es ein gutes Miteinander ist. Und darauf freue ich mich. Wir sind eine Kunstform, wir machen tolle Dinge. Wir möchten Menschen mitnehmen und begeistern. Dann wird auch die Gesellschaft für uns alle ein Stückchen glücklicher, freudiger, nachhaltiger werden.
Gefördert von:
Zeitgenössischer Zirkus – Literatur
Bundesarbeitsgemeinschaft Zirkuspädagogik e. V. (BAG)
BKM: NEUSTART Kultur im Zirkus
BMBF: Zirkus gestaltet Vielfalt und Zirkuspädagogik
Wolfgang Pruisken: Zirkus – Darstellende Kunst zwischen Innovation und Tradition
Franziska Trapp: Lektüren des Zeitgenössischen Zirkus. Ein Modell zur text-kontext-orientierten Aufführungsanalyse, 2020.
Margarete Fuchs, Anna-Sophie Jürgens, Jörg Schuster (Hg.): Manegenkünste – Zirkus als ästhetisches Modell. transcript Verlag 2020.
CircArtive: Nachhaltige Regelförderung für CircArtive – Petition
CircArtive-School: YOUTUBE-Kanal